Die Spitzenvertreter der 35 Partner der Fachkräfte-Allianz Baden-Württemberg haben heute eine erste Zwischenbilanz gezogen. „Mit der Gründung der Fachkräfte-Allianz hat das Thema Fachkräftesicherung ein Dach bekommen, unter dem Landesregierung und Allianzpartner eine der wichtigsten wirtschaftspolitischen Herausforderungen für die Südwest-Wirtschaft gemeinsam lösen wollen“, erklärte Wirtschaftsminister Nils Schmid, Vorsitzender der im Dezember 2011 gegründeten Fachkräfte-Allianz. Das Finanz- und Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg unterstützt die Fachkräftesicherung im Land mit jährlich rund 40 Millionen Euro.
Wirtschaftsminister Schmid zog eine positive Bilanz: „In allen zwölf Regionen des Landes sind Fachkräfteallianzen nach dem Vorbild der landesweiten Fachkräfteallianz entstanden. Damit haben wir das Thema Fachkräftesicherung landesweit auf der wirtschaftspolitischen Agenda verankert.“ Die Allianz habe auch einen Beitrag geleistet, dass die Beteiligung von Frauen, älteren Personen, hier lebenden Menschen mit Migrationshintergrund und internationalen Fachkräften am Arbeitsleben gestiegen sei. Gleichzeitig mahnte Schmid an, die Vollzeitbeschäftigung vor allem von Frauen zu erhöhen. „Deshalb sind noch mehr Betreuungsangebote für Kinder und Schüler und eine familienbewusste Personalpolitik notwendig“, so Schmid.
„Die Arbeitgeber Baden-Württemberg und das Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft e. V. unterstützen die Fachkräfteallianz u. a. durch den Aufbau des Beratungsnetzwerkes familyNET für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Servicestelle Nachqualifizierung und die Initiative „career-in-bw“ zur Rekrutierung ausländischer Fachkräfte“, so der Präsident der Arbeitgeber Baden-Württemberg, Prof. Dr. Dieter Hundt: „Ein besonderes Augenmerk müssen wir auf die Reduzierung der zu hohen Zahl von rund 15 Prozent eines Jahrgangs ohne jede Berufsausbildung legen.“ Hierzu, so Hundt, bedürfe es gemeinsamer Anstrengungen der Allianzpartner für mehr Berufsorientierung und eine bessere Grundbildung an den Schulen, für eine Senkung der Abbruchquoten in Ausbildung und Studium sowie für flexible Modelle der Nach- und Teilqualifizierung.
Nikolaus Landgraf, Bezirksvorsitzender DGB Baden-Württemberg: „Eine erfolgreiche Fachkräftesicherung und gute Arbeit sind zwei Seiten derselben Medaille. Alle mitzunehmen – Frauen, Ältere, Migranten und Jugendliche – ist der beste Beitrag zur Fachkräftesicherung. Deshalb setzt sich der DGB für mehr Vollzeitarbeitsplätze, eine qualifizierte Ausbildung für alle und eine breit angelegte Weiterbildung mit gesetzlichen Freistellungsansprüchen ein.“
Eva Strobel, Vorsitzende der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesarbeitsagentur: „Wir haben erste konkrete Fortschritte mit den Fachkräfteallianzen im Land gemacht.“ Die Zuwanderung und die Aktivierung der stillen Reserve würden für die nächsten Jahre ein Teil der Fachkräfteengpässe lindern, aber auf Dauer müsse die Qualifizierung in den Vordergrund rücken, so die Arbeitsmarktexpertin. Die Bundesagentur für Arbeit lege größten Wert auf die Investition in die Fertigkeiten der Menschen und setze auf eine abschluss- und marktorientierte Qualifizierung. Denn die Arbeitslosigkeit im Jahre 2020 sei nur noch ein Problem mangelnder Qualifikation und Bildung und nicht mehr fehlender Arbeitsplätze, so Strobel.
Andreas Richter, Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart und Federführer Konjunktur und Beschäftigung der IHKs in Baden-Württemberg: „Die Fachkräfteallianz ist eine gute Antwort Baden-Württembergs auf den Fachkräftemangel. Denn nur wenn wir alle – Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Arbeitnehmervertretung – hier an einem Strang ziehen, können wir erfolgreich sein. Es gibt noch viel zu tun, zum Beispiel bei der Zuwanderungspolitik. Der Südwesten muss für Einwanderer attraktiver werden und das geht nicht nur über eine formale Änderung von Gesetzen, sondern vor allem dann, wenn die Willkommenskultur auch gelebt wird. Und es wäre sicher auch von Vorteil, wenn im Norden und in der Mitte der Republik deutlich gemacht wird, dass bei uns im Süden die Zukunftsperspektiven am besten sind.“
Joachim Möhrle, Präsident des Baden-Württembergischen Handwerkskammertages: „Wo heute Fachkräfte fehlen, werden morgen keine bestehenden Betriebe übernommen oder neue gegründet“, sagte Joachim Möhrle, Präsident des Baden-Württembergischen Handwerkstages. Dies schwäche die Attraktivität und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit einer Region. Möhrle: „Mit der Fachkräfteallianz beweisen alle Akteure in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, dass sie Verantwortung übernehmen und gemeinsam einen aktiven Beitrag leisten.“ Besonders hob er das erfolgreiche Instrument der Beratung der Handwerksbetriebe vor Ort hervor. Große Bedeutung komme der prioritären Ausschöpfung des inländischen Fachkräftepotenzials zu.